Senj

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Senj
Wappen
Wappen
Senj (Kroatien)
Senj (Kroatien)
Basisdaten
Staat: Kroatien Kroatien
Koordinaten: 44° 59′ N, 14° 54′ OKoordinaten: 44° 59′ 25″ N, 14° 54′ 5″ O
Gespanschaft: Flagge der Gespanschaft Lika-Senj Lika-Senj
Höhe: m. i. J.
Einwohner: 5.973 (31. Dezember 2021)
Telefonvorwahl: (+385) 053
Postleitzahl: 53 270
Kfz-Kennzeichen: GS
Bootskennzeichen: SE
Struktur und Verwaltung
(Stand: 2024)
Gemeindeart: Stadt
Bürgermeister: Jurica Tomljanović (HDZ)
Postanschrift: Stara cesta 2
53 270 Senj
Website:
Stadtansicht von der Festung Nehaj aus gesehen

Senj [ˈsɛɲ] (lateinisch Senia oder Segnia, deutsch Zengg oder Zeng,[1] italienisch Segna) ist eine Stadt in Kroatien, in der Gespanschaft Lika-Senj. Sie ist die älteste Stadt der oberen Adria. Das bekannteste Denkmal von Senj ist die Festung Nehaj, mittelalterliches Zentrum der Uskoken.

Senj bildet den größten Ballungsraum an der kroatischen Küste zwischen Rijeka und Zadar. Das Gebiet der Stadt umfasst die Küste in einer Länge von 76 km und befindet sich zwischen dem Velebitkanal und den Gebirgszügen Kapela und Velebit. Die Position der Stadt an der Ostküste des Adriatischen Meeres verbindet sie mit den Städten und Ländern des Mittelmeerraums. Straßenverbindungen existieren über die Küstenstraße mit dem Vinodol-Tal und Rijeka im Norden, mit Zadar, Split und Dalmatien im Süden sowie über den Pass Vratnik (700 m über dem Meeresspiegel) mit dem Hinterland. Letztere war der erste Abschnitt der historischen „Josephina“, die bereits von den Römern als Salzstraße genutzt wurde.[2]

Die Stadt gehört zur katholischen Diözese Gospić-Senj der kroatischen Kirche.

Senj besteht bereits seit über 3000 Jahren und ist somit eine der ältesten Siedlungen an der kroatischen Adriaküste. Während der Bronzezeit, oberhalb der heutigen Stadt und auf einem Hügel gelegen, befand sich eine Siedlung. Später wurde diese von Illyriern bewohnt.[3] Zur Römerzeit war Senia ein bedeutendes Zentrum und erhielt während der Herrschaft von Octavian um etwa 35 v.Chr. den Status eines Municipium der Provinz von Liburnien. Viele zahlreiche archäologische Funde wie Reste monumentaler römischer Gebäude, Inschriften, Nekropolen und Münzen zeugen davon.

Während der Zeit der Völkerwanderung und mit dem dadurch verbundenen Einfall der Hunnen wurde die Stadt höchstwahrscheinlich geplündert und niedergebrannt. Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches im Jahr 476 kam Senj zunächst zum Herrschaftsgebiet der Westgoten, danach gehörte die Stadt zu Byzanz und später wurde sie von den Awaren übernommen. Ab dem 6. Jahrhundert siedelten sich Kroaten in Senj und Umgebung an.

Von der Ansiedlung der Kroaten bis zum 12. Jahrhundert war Senj ein Teil der Pfarre von Gacka und gelangte am 20. Juni 1271 durch eine Abstimmung der Stadtversammlung in den Besitz des Fürsten Vid IV. von Krk und Vinodol aus dem Geschlecht der Frankopanen. Im Jahr 1469 wurde Senj eine freie Königsstadt und Sitz des gegründeten Kapitanats der kroatischen Militärgrenze. Von 1527 bis 1689 war hier der Sitz der Senjer Uskoken. Nach der Befreiung der Region Lika von den Osmanen kam es erneut zu einem Aufschwung des Handels und der Seefahrt in Senj.

Die Häfen von Rijeka, Senj, Bakar und Kraljevica kämpften lange um die Bedeutung als Haupthafen gegeneinander an. Als 1873 Rijeka an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde, verlor Senj seine Bedeutung und den Wettbewerb – Senj wurde von der Eisenbahn umgangen. Dies führte dazu, dass der Warenverkehr großteils zum Erliegen kam und die Menschen aus Senj auswanderten. Senj baute erfolgreich eine Holzindustrie auf.

Am 9. Mai 1937 wurden sieben kroatische Jugendliche aus Gospić, die an einer Feier der Kroatischen Bauernpartei für den 1928 im jugoslawischen Parlament ermordeten kroatischen Bauernführer Stjepan Radić teilnehmen wollten, von königlich-jugoslawischen Gendarmen getötet. Für diese Opfer von Senj werden alljährlich in Senj und Gospić offizielle Gedenkveranstaltungen abgehalten.

Bei der Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg (im Jahr 1943) wurden zahlreiche wertvolle Denkmäler zerstört.

Im Gebiet von Senj und Umgebung war seit dem 10. Jahrhundert die glagolitische Schrift im Gebrauch, und die Messe wurde ausschließlich in kroatischer Sprache gehalten. Die älteste der zahlreichen glagolitischen Inschriften ist die „Tafel von Senj“ aus dem 11./12. Jahrhundert (Stadtmuseum). In Senj wurde 1493/1494 die erste glagolitische Druckerei in Kroatien gegründet.

Bei der Kommunalwahl vom 16. Mai 2021 waren 6.258 Bürgerinnen und Bürger in Senj wahlberechtigt und aufgefordert den neuen Gemeinderat sowie den neuen Bürgermeister zu wählen, wovon 3.755 Menschen ihr Wahlrecht nutzten. Dabei gab es insgesamt 3.624 (96,54 %) gültige und 130 (3,46 %) ungültige Stimmen. Bei einer Wahlbeteiligung von 59,99 % kam es zu folgendem Ergebnis:[4]

Parteien und Wählergemeinschaften %
2021
Stimmen
2021
Sitze
2021
HDZ / HBS / HSS Hrvatska demokratska zajednica / Hrvatska bunjevačka stranka / Hrvatska seljačka strankaJurica Tomljanović 55,2 2.002 8
LiPO LiPOŽeljko Nekić 23,5 855 3
KLGB Kandidacijska lista grupe biračaHrvoje Bezjak 11,2 406 1
SDP Socijaldemokratska partija HrvatskeDean Orlić 6,2 226 1
KLGB Kandidacijska lista grupe biračaKrunoslav Tomljanović 3,7 135 0
Gesamt 100 3624 13
Wahlbeteiligung 59,9 %

Bei der Wahl des Bürgermeisters im Mai 2021 waren die Bürgerinnen und Bürger in Senj aufgerufen, ein neues Oberhaupt der Gemeinde zu wählen. Die Wahlbeteiligung lag bei 59,8 % und der ehemalige Stellvertreter des Gemeindechefs Jurica Tomljanović wurde in seinem ersten Amt mit 2.212 Stimmen (58,9 %) bestätigt.[5]

Städtepartnerschaften

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Senj unterhält Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:[6]

Nach der Volkszählung aus dem Jahre 2021 hatte die Verwaltungseinheit Stadt Senj 5973 Einwohner. Davon sind 5812 Kroaten (97,30 %), denen 161 Angehörige anderer Nationalitäten (2,70 %) gegenüberstehen.[7]

Bevölkerungsentwicklung[8][9]
1857 1869 1880 1890 1900 1910 1921 1931 1948 1953 1961 1971 1981 1991 2001 2011 2021
13268 15295 14782 14852 15857 16713 14963 14572 13289 12953 12235 10399 9582 9205 8132 7182 5973

Sehenswürdigkeiten

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  • Die Festung Nehaj wurde auf dem gleichnamigen Berg im Jahr 1558 von Ivan Lenković erbaut und ist eine von mehreren sehr gut erhaltenen Festungsanlagen in Kroatien. Die Anlage wurde in einer damals strategisch wichtigen Lage erbaut und enthält typische Elemente einer Festungsanlage wie einen Aussichtspunkt, mehrere Türme, zwei Meter dicke Mauern, ein Schießscharten System sowie ein Portal mit Flaschenzug für eine Kettenbrücke und einen Brunnen im Hof. Die Anlage verfügt über einen quadratischen Grundriss mit einer Seitenlänge von 23,5 Meter und eine Höhe von 18 Meter. In den drei Wehrgeschossen sind etwa 100 Schießscharten für Handfeuerwaffen sowie elf Geschützscharten vorhanden. Des Weiteren befinden sich im zweiten Geschoss und auf der Dachplattform an vier Ecken Halbtürme. Im Inneren des Bauwerkes befindet sich außerdem ein teils überdachter Innenhof.[10]
  • Das Kastell Ožegovićianum befindet sich auf der Ostseite des Cilnica-Platzes der Stadt und wurde bereits in der Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut. Bei dem Gebäude der Frankopanen handelt sich um einen vierflügeligen, zweigeschossigen Bau mit Innenhof und drei Ecktürmen. In den Jahren 1763 und 1896 wurden an dem Bauwerk Renovierungsarbeiten durchgeführt und es ist heute eines der bedeutendsten Denkmäler der Stadt Senj.[11]
  • Der Vukasović-Palast wurde zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert als repräsentatives Wohngebäude der Familie Vukasović aus Senj mit Stilelementen der Gotik und Renaissance erbaut. Das Gebäude hat einen unregelmäßigen Grundriss mit einem Innenhof, einer Außentreppe und einer eigenen Zisterne. Der repräsentativste Teil des Palastes hat bis heute die ursprüngliche gotische Struktur bewahrt. Heute befindet sich das Stadtmuseum in dem Bauwerk.[12]
  • Die Kirche der heiligen Maria befindet sich im Schriftstellerpark in der Nähe des Stadtzentrums von Senj. Bei dem Gebäude handelt sich um einen einschiffigen Bau mit einem langgestreckten Kirchenschiff, einer Sakristei im Norden neben dem Heiligtum und einem Glockenturm an der Hauptfassade. Das Kirchenschiff ist mit einem Holztäfelchen überwölbt und der Altarraum mit einem Tonnengewölbe ausgestattet. Erstmals erwähnt wurde sie in einer Urkunde des ungarischen Königs Matthias Corvinus aus dem Jahr 1489. Ihr heutiges Erscheinungsbild erhielt sie während der Renovierungsarbeiten Mitte des 18. Jahrhunderts im Stil des Barock. Die Kirche verfügt über ein wertvolles und interessantes spätbarockes Inventar, überwiegend aus der zweiten Hälfte des 18. und dem Beginn des 19. Jahrhunderts.[13]
  • Die Kirche des heiligen Martin trägt eine glagolitische Inschrift aus dem Jahr 1330, vermutlich auch das Baujahr und ist ein einschiffiges Gebäude ohne Apsis mit teilweise geschlossenem Turm und einer Pferdeglocke an der Vorderseite. Das Gotteshaus wurde auf den Fundamenten einer vorherigen Kirche errichtet. Sie liegt nordwestlich der Stadt und ist eine der ältesten erhaltenen Kirchen in Senj.[14]
  • Stadtmauer mit den Türmen Lipica und Leo X.
  • Die romanische Kathedrale wurde im Jahr 1271 zum ersten Mal erwähnt und ist ein dreischiffiges Gebäude mit rechteckiger Apsis am Cimiter-Platz. Aufgrund der erhaltenen Stilmerkmale handelt es sich bei dem Gotteshaus um einen frühromanischen Bau, der in den folgenden Jahrhunderten mehrfach renoviert wurde. Im 18. Jahrhundert wurden die Seitenschiffe angebaut, so dass die Kathedrale ihr heutiges Aussehen erhielt.[15]
  • Denkmal des 45. Breitengrades
  • Vom ehemaligen Renaissancepalast ist im heutigen Petrovski-Haus der innere und sogenannte „Löwenhof“ aus dem 15. Jahrhundert erhalten geblieben. Dieser besteht aus Säulen, Bögen sowie einem Korridor im ersten Stock, der über einen äußeren Treppenaufgang zugänglich ist. Die Nordseite des Hofes ist mit reich profilierten Säulen, Kapitellen und Bögen versehen, während sich auf der Westseite eine mit Muscheln verzierte Steintreppe befindet.[16]

Für die heutige Stadt Senj ist der Tourismus immer wichtiger geworden.

Im Jahr 1979 wurde hier in der Stadt und Umgebung die bekannte Kinder- und Jugendserie Die rote Zora und ihre Bande nach dem gleichnamigen Roman von Kurt Held gedreht.

Bekannte Personen

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Viele Persönlichkeiten der kroatischen Geschichte, die nicht nur für das Leben und die Kultur dieser Stadt, sondern für das gesamte kroatische Volk von Bedeutung sind, wurden hier geboren; oder aber sie kamen während ihrer Schulzeit nach Senj: Das hiesige Gymnasium gilt seit seiner Gründung als das beste und bekannteste Gymnasium in ganz Kroatien.

Bekannte Personen, die in Senj geboren sind

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Bekannte Personen, die in Senj ihre Ausbildung gemacht haben

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Senj in der Literatur

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In Kroatischer und auch in deutschsprachiger Literatur gab es verschiedene Schriftsteller, die Werke über Senj geschrieben haben – von Romanen bis hin zu wissenschaftlichen Werken.

  • Čuvaj se senjske ruke (Nimm dich in acht vor der Senjer Hand, oder auch Die Piraten von Senj) von August Šenoa aus dem Jahr 1876.
  • Posljednji Stipančići (Die letzten Stipančići) von Vjenceslav Novak aus dem Jahr 1899.
  • Die rote Zora und ihre Bande von Kurt Kläber aus dem Jahr 1941, veröffentlicht unter dem Pseudonym Kurt Held. Die Geschichte des kleinen Mädchens, das sich mit einer Kinderbande in der Uskoken-Burg Festung Nehaj von Senj versteckt und die Bürger der Stadt ärgert, enthält viele genaue Ortsbeschreibungen. Die Fernsehserie dazu wurde an Originalschauplätzen vor Ort gedreht.
Commons: Senj – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Martin Zeiller: Zeng. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Provinciarum Austriacarum. Austria, Styria, Carinthia, Carniolia, Tyrolis … (= Topographia Germaniae. Band 10). 3. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1679, S. 73 (Volltext [Wikisource]).
  2. V. Klaić, P. Strčić: Krčki Knezovi Frankapani. Band I, Izdanje „Matice Hrvatske“, Zagreb 1901, ISBN 86-7071-140-0.
  3. Von der Münzprägung zur Konnektivität: Einige Anmerkungen zu griechisch-illyrischen Münzen aus Senj, abgerufen am 29. März 2025
  4. Gemeinde Senj, Gemeinderatswahl 2021, Endergebnis, abgerufen am 25. März 2025
  5. Gemeinde Senj, Bürgermeisterwahl 2021, Endergebnis, abgerufen am 25. März 2025
  6. Städtepartnerschaften der Stadt Senj, abgerufen am 25. März 2025
  7. Volkszählung in Kroatien 2021
  8. Bevölkerungsentwicklung in Kroatien von 1857 bis 2001
  9. Volkszählung 2011
  10. Denkmalregisternummer: Z-160.
  11. Denkmalregisternummer: Z-5582.
  12. Denkmalregisternummer: Z-2003.
  13. Denkmalregisternummer: Z-2000.
  14. Denkmalregisternummer: Z-2004.
  15. Denkmalregisternummer: Z-158.
  16. Denkmalregisternummer: Z-159.