Fagradalsfjall (Reykjanesskagi)

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Fagradalsfjall

Blick auf den Fagradalsfjall von Süden, annotiert

Höhe 385 m
Lage Halbinsel Reykjanesskagi, Island
Koordinaten 63° 54′ 18″ N, 22° 16′ 21″ WKoordinaten: 63° 54′ 18″ N, 22° 16′ 21″ W
Fagradalsfjall (Reykjanesskagi) (Island)
Fagradalsfjall (Reykjanesskagi) (Island)
Typ Tafelvulkan
Letzte Eruption 2022[1]

Fagradalsfjall (isländische Aussprache: [ˈfaɣraˌtalsˌfjatl̥]) ist ein Tafelvulkan, der während der letzten Eiszeit auf der isländischen Halbinsel Reykjanesskagi entstanden ist.[2][3] Er ist etwa 40 km von der isländischen Hauptstadt Reykjavík entfernt.[4] Das gleichnamige Vulkansystem ist etwa 5 km breit und 15 km lang und grenzt an Svartsengi im Westen und Krýsuvík im Osten.[5] Die höchste Erhebung des Massivs trägt den Namen Langhóll (385 m).[6] Vor März 2021 hatte es 800 Jahre lang keinen Vulkanausbruch auf Reykjanes gegeben. Seither haben mehrere Ausbrüche in der Nähe des Fagradalsfjall stattgefunden.

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name setzt sich aus den isländischen Wörtern fagur („schön“), dalur („Tal“) und fjall („Berg“) zusammen und ist nach dem im nordwestlichen Teil des Massivs gelegenen Tal Fagridalur ([ˈfaɣrɪˌtaːlʏr̥], „schönes Tal“) benannt.[6] Das 2021 entstandene Lavafeld hat den Namen Fagradalshraun [ˈfaɣraˌtalsˌr̥œiːn] erhalten,[7] obwohl es auf der entgegengesetzten Seite des Tals liegt.

Tektonik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fagradalsfjall ist ein Teil der divergenten Plattengrenze zwischen der Nordamerikanischen und der Eurasischen Platte. Die Plattengrenze verläuft etwa von Südwesten nach Nordosten entlang der Reykjanes-Halbinsel. Die Halbinsel weist eine Reihe von parallel liegenden Vulkansystemen auf (von Westen nach Osten gelistet): Reykjanes, Svartsengi, Fagradalsfjall, Krýsuvík-Trölladyngja und Brennisteinsfjöll.[8] Das System Hengill markiert das östliche Ende der Halbinsel und eine sogenannte Triple Junction. Die Plattenbewegung auf Reykjanes ist eine Überlagerung aus Extension und Scherung, da die Plattengrenze nicht senkrecht zur Bewegungsrichtung der Platten verläuft.[9]

Es herrscht keine Einigkeit darüber, ob es sich bei Fagradalsfjall um ein eigenständiges Vulkansystem handelt oder ob es Teil des östlich angrenzenden Systems Krýsuvík-Trölladyngja ist.[2][10] Das Vulkansystem Krýsuvík hat im Holozän moderate Aktivität aufgewiesen und die letzte Eruption (vor 2021 wenn man Fagradalsfjall als zu dem System gehörend zählt) wurde auf das 12. Jahrhundert datiert.[11] Die Gegend um den Berg Fagradalsfjall weist eruptive Spalten, Schlackenkegel und Lavafelder auf. Der Berg selbst entstand durch eine subglaziale Eruption während des Pleistozäns.[2] Vor Beginn des letzten Ausbruchs im März 2021 war das System etwa 6000 Jahre lang inaktiv.[12]

Vulkanismus auf Reykjanes ist episodisch. Phasen mit erhöhter Aktivität dauern möglicherweise einige Jahrhunderte an und wechseln sich mit Ruhephasen ab, in denen gar keine Vulkanausbrüche auftreten.[13] Diese vulkanischen Ruhephasen scheinen ebenfalls mehrere Jahrhunderte anzudauern. Die letzte vulkanisch aktive Episode auf Reykjanes endete im 13. Jahrhundert.

Die Ausbrüche beim Fagradalsfjall, die am 19. März 2021 begannen, sind Teil einer längeren Unruhephase, die mehrere Vulkansysteme auf der Halbinsel betrifft und vermutlich den Beginn einer neuen, vulkanisch aktiven Phase markiert. Die Unruhe hat im Frühjahr 2020 mit magmatischen Intrusionen unter dem Berg Þorbjörn (Svartsengi) und im Vulkansystem Reykjanes im Westen der Halbinsel sowie mit erhöhter seismischer Aktivität begonnen.[14][15] Der Vulkanausbruch beim Fagradalsfjall war allerdings unerwartet, da die benachbarten Systeme in der Vergangenheit eine wesentlich höhere Aktivität aufgewiesen haben.[16]

Grabstätte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Gegend, in der der Vulkanausbruch im März 2021 begann, befindet sich eine Grabstätte, die auf eine Zeit vor 1000 datiert wird. Archäologen unternahmen Notgrabungen, um das Grab eines nordischen Siedlers, Ísólfur frá Ísólfsstöðum, zu finden, bevor es von der Lava dauerhaft bedeckt wäre. Es wurden jedoch keine Hinweise auf menschliche Überreste gefunden.[17][18]

Flugzeugabsturz 1943[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 3. Mai 1943 kam Generalleutnant Frank Maxwell Andrews, ein Offizier der US-Armee und Mitbegründer der United States Army Air Forces, zusammen mit 14 anderen ums Leben, als ihr Flugzeug „Hot Stuff“ vom Typ B-24 mit der Seite des Berges kollidierte.[19][20]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Fagradalsfjall (Reykjanes) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Berliner Morgenpost - Berlin: Island: Vulkanausbruch liefert faszinierende Bilder – Behörden warnen. 4. August 2022, abgerufen am 4. August 2022 (deutsch).
  2. a b c Fagradalsfjall. In: Volcano Discovery.
  3. Archived copy. Archiviert vom Original am 18. März 2021; abgerufen am 20. März 2021.
  4. "Small" volcanic eruption in Iceland lights up night sky near Reykjavik (Memento des Originals vom 20. März 2021 im Internet Archive) In: France 24, 20. März 2021 
  5. Kristján Sæmundsson, Magnús Á. Sigurgeirsson: Hvað getið þið sagt mér um eldstöðvakerfið sem kennt er við Fagradalsfjall? In: Vísindavefurinn. 25. Juni 2018;.
  6. a b Kortasjá – Layer „Atlas“. In: kortasja.lmi.is. Abgerufen am 22. November 2021.
  7. Skúli Halldórsson: Hraunið mun heita Fagradalshraun. In: mbl.is. 5. Mai 2021, archiviert vom Original am 5. Mai 2021; abgerufen am 5. Mai 2021.
  8. Kristján Sæmundsson, Magnús Á. Sigurgeirsson, Guðmundur Ómar Friðleifsson: Geology and structure of the Reykjanes volcanic system, Iceland. In: Journal of Volcanology and Geothermal Research. Band 391, Februar 2020, S. 106501, doi:10.1016/j.jvolgeores.2018.11.022 (elsevier.com [abgerufen am 21. November 2021]).
  9. M. Keiding, T. Árnadóttir, E. Sturkell, H. Geirsson, B. Lund: Strain accumulation along an oblique plate boundary: the Reykjanes Peninsula, southwest Iceland. In: Geophysical Journal International. Band 172, Nr. 2, Februar 2008, S. 861–872, doi:10.1111/j.1365-246X.2007.03655.x (oup.com [abgerufen am 20. November 2021]).
  10. Krýsuvík-Trölladyngja. In: Catalogue of Icelandic Volcanoes. Archiviert vom Original am 19. März 2021; abgerufen am 20. März 2021.
  11. Íslensk eldfjallavefsjá. In: icelandicvolcanos.is. Archiviert vom Original am 24. März 2021; abgerufen am 4. April 2021.
  12. Fagradalsfjall volcano in Iceland erupts for the first time in 6,000 years In: iNews, 20. März 2021 
  13. Kristján Sæmundsson, Magnús Á. Sigurgeirsson, Guðmundur Ómar Friðleifsson: Geology and structure of the Reykjanes volcanic system, Iceland. In: Journal of Volcanology and Geothermal Research. Band 391, 1. Februar 2020, ISSN 0377-0273, S. 106501, doi:10.1016/j.jvolgeores.2018.11.022 (sciencedirect.com [abgerufen am 21. November 2021]).
  14. siehe z. B.: Geirsson, H., Parks, M., Vogfjörd, K., Einarsson, P., Sigmundsson, F., Jónsdóttir, K., Drouin, V., Ófeigsson, B. G., Hreinsdóttir, S., and Ducrocq, C.: The 2020 volcano-tectonic unrest at Reykjanes Peninsula, Iceland: stress triggering and reactivation of several volcanic systems, EGU General Assembly 2021, online, 19–30 Apr 2021, EGU21-7534, doi:10.5194/egusphere-egu21-7534, 2021, abgerufen am 6. April 2021
  15. The 2020 volcano-tectonic unrest at Reykjanes Peninsula, Iceland: stress triggering and reactivation of several volcanic systems. Abgerufen am 6. April 2021.
  16. Hvorki hægt að sjá fyrir goslok né áframhald. ruv.is, 12. September 2021, abgerufen am 23. November 2021.
  17. Reykjanes eruption in Iceland continues at steady pace, might go on for weeks. In: Volcano Discovery. Archiviert vom Original am 24. Mai 2021; abgerufen am 24. Mai 2021.
  18. Snorri Másson: Mannvistarleifar glötuðust ekki (Memento des Originals vom 24. März 2021 im Internet Archive) In: mbl.is, 21. März 2021. Abgerufen am 24. Mai 2021 
  19. Mt Fagradalsfjall. In: Visit Reykjanes. Archiviert vom Original am 1. März 2021; abgerufen am 20. März 2021.
  20. Bill Yelle: Hit the Target: Eight men who led the Eighth Air Force to victory over the Luftwaffe. Penguin Books, ISBN 978-0-698-15501-5, S. 184 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).